Unsere Sinne sind das Tor zur Welt. Wir nehmen unsere Umwelt nicht nur sehend, tastend, hörend oder geschmacklich wahr, sondern auch zu einem großen Teil durch unsere Nase. Über Millionen Geruchszellen können wir selbst kleinste Moleküle aufspüren, die den restlichen Sinnen verborgen bleiben. Dabei wurde der menschliche Geruchssinn lange Zeit unterschätzt. Erst eine Studie der Rockefeller University hat gezeigt, dass unsere Nase eine Billion verschiedene Gerüche unterscheiden kann – nicht nur 10.000 wie zuvor angenommen. Wollen wir sie jedoch beschreiben, fehlen uns oftmals die Worte. Der menschliche Wortschatz reicht für eine Billion Gerüche schlichtweg nicht aus. Stattdessen greifen wir auf persönliche Erinnerungen und Assoziationen zurück. Versucht man beispielsweise den Geruch einer Orange zu beschreiben, vermitteln Umschreibungen wie „fruchtig“, „zitrisch“ oder „frisch“ zwar einen groben Eindruck, treffender als „es riecht nach Orange“ wird es jedoch nicht. Ob die Erinnerung an einen reichlich gedeckten Frühstückstisch mit frischem Saft oder Sehnsucht nach dem letzten Urlaub in Spanien – der Vergleich mit persönlichen Erlebnissen hingegen ist deutlich anschaulicher.
Woran das liegt? Die Verbindung der Riechzellen zum Erinnerungszentrum ist wesentlich stärker als die zum Sprachenzentrum. Bevor Gerüche im Großhirn abgespeichert und bewusst wahrgenommen werden, gelangen sie zunächst ins limbische System, die Gefühlszentrale unseres Gehirns. Daher ist die Erinnerung an einen Duft immer auch an eine Emotion und besondere Situation geknüpft.