Um die Zeit bis zur Weiterverarbeitung zu überbrücken, kann das Welken auch zur Lagerung von frischem Blattgut genutzt werden. Beim sogenannten „chemischen Welken“ werden die Blätter dementsprechend nicht dauerhaft belüftet, sondern nur gelegentlich von kühler Luft durchströmt. Chemikalien werden den Blättern dabei nicht hinzugefügt – auch wenn der Name dies vermuten ließe. Stattdessen bezieht sich „chemisch“ auf die chemischen Veränderungen, die auf natürliche Weise in den Blättern stattfinden. Denn: Es verändert sich nicht nur die Struktur der Blätter, sondern auch deren Zusammensetzung. Besonders bei schwarzem Tee steigt unter anderem der Koffeingehalt. Je effektiver der Welkprozess, desto belebender der fertige Tee.
Zudem entwickeln sich im Laufe der Zeit stetig neue Geschmacksstoffe. Das liegt daran, dass während des Welkvorgangs viele der chemischen Verbindungen in den Blättern in flüchtige Verbindungen und Aromastoffe zerfallen. Würde man durch eine Teefabrik spazieren, käme einem aus diesem Grund ein angenehmer Duft entgegen. Geschulte Teehersteller:innen erkennen daher nicht nur anhand des Gewichts der Blätter, sondern auch anhand ihres Geruchssinns, wann der Welkprozess abgeschlossen ist.