Geschmeidig & Geschmackvoll

Welche Rolle welke BlÀtter bei der Teeproduktion spielen.

Vertrocknete Blumen, eingegangene Pflanzen und lÀngst vergangene Schönheit ...

welke BlÀtter

Vertrocknete Blumen, eingegangene Pflanzen und lĂ€ngst vergangene Schönheit – der Begriff „welken“ erzeugt in unseren Köpfen fast automatisch ein negatives Bild. Bei der Teezubereitung kommt dem Welken jedoch eine zentrale Bedeutung zu: statt welk und vertrocknet werden die TeeblĂ€tter dadurch geschmeidiger. Wir erklĂ€ren, welche chemischen Prozesse dahinterstecken und verraten, weshalb dadurch unter anderem der Koffeingehalt ansteigt.

 

Nachdem die BlĂ€tter der Teepflanze geerntet wurden, beginnt deren Weiterverarbeitung. Traditionell durchlaufen die TeeblĂ€tter fĂŒnf Schritte, bevor daraus ein leckerer Aufguss entsteht. Den Anfang macht dabei das Welken. Ähnlich wie Schnittblumen oder frisch gemĂ€htes Gras beginnen TeeblĂ€tter bereits zu welken, sobald sie von der Teepflanze gepflĂŒckt wurden. In der professionellen Teeherstellung wird das Welken jedoch gezielt eingesetzt und durch die Beeinflussung der Temperatur und Luftfeuchtigkeit gesteuert.

Teepflanzen geerntet
TeeblÀtter auf Bambusmatten

FrĂŒher fand das Welken hĂ€ufig im Freien statt, dazu wurden die TeeblĂ€tter auf Bambusmatten oder Planen ausgebreitet. Inzwischen ist der Vorgang deutlich moderner und wird meist in Fabriken durchgefĂŒhrt. Dabei werden die frisch gepflĂŒckten BlĂ€tter auf Gitternetzen in 25 bis 30 Meter langen Welktrögen gleichmĂ€ĂŸig ausgebreitet und von großen Ventilatoren aus verschiedenen Richtungen belĂŒftet. Je nach Umgebungstemperatur und Luftfeuchtigkeit kann der Vorgang einen ganzen Tag dauern.

Um festzustellen, ob der Welkvorgang beendet werden kann, wird das Blattgut zweimal gewogen: Sobald es frisch in der Fabrik eintrifft und zum Vergleich erneut nach 10 bis 20 Stunden. Denn wĂ€hrend frische TeeblĂ€tter 73 bis 80 Prozent Wasser enthalten, verlieren sie durch das Welken etwa 30 Prozent ihrer Feuchtigkeit und dadurch auch an Gewicht. Folglich werden die BlĂ€tter schlaffer, aber auch geschmeidiger. Warum das so ist? Durch das Welken öffnen sich die Membranen der TeeblĂ€tter, sodass diese durchlĂ€ssiger und vorallem weicher werden. Dies hat vorallem praktische Vorteile: Im nĂ€chsten Herstellungsschritt lassen sich die BlĂ€tter leichter rollen, ohne dabei zu brechen. Zudem bleiben so die Maschinen sauber und funktionsfĂ€hig. WĂ€ren die BlĂ€tter noch zu feucht, wĂŒrden sie daran haften bleiben und den gesamten Apparat im schlimmsten Fall zum Stillstand bringen.

Welkvorgang beendet
frischem Blattgut

Um die Zeit bis zur Weiterverarbeitung zu ĂŒberbrĂŒcken, kann das Welken auch zur Lagerung von frischem Blattgut genutzt werden. Beim sogenannten „chemischen Welken“ werden die BlĂ€tter dementsprechend nicht dauerhaft belĂŒftet, sondern nur gelegentlich von kĂŒhler Luft durchströmt. Chemikalien werden den BlĂ€ttern dabei nicht hinzugefĂŒgt – auch wenn der Name dies vermuten ließe. Stattdessen bezieht sich „chemisch“ auf die chemischen VerĂ€nderungen, die auf natĂŒrliche Weise in den BlĂ€ttern stattfinden. Denn: Es verĂ€ndert sich nicht nur die Struktur der BlĂ€tter, sondern auch deren Zusammensetzung. Besonders bei schwarzem Tee steigt unter anderem der Koffeingehalt. Je effektiver der Welkprozess, desto belebender der fertige Tee.

Zudem entwickeln sich im Laufe der Zeit stetig neue Geschmacksstoffe. Das liegt daran, dass wĂ€hrend des Welkvorgangs viele der chemischen Verbindungen in den BlĂ€ttern in flĂŒchtige Verbindungen und Aromastoffe zerfallen. WĂŒrde man durch eine Teefabrik spazieren, kĂ€me einem aus diesem Grund ein angenehmer Duft entgegen. Geschulte Teehersteller:innen erkennen daher nicht nur anhand des Gewichts der BlĂ€tter, sondern auch anhand ihres Geruchssinns, wann der Welkprozess abgeschlossen ist.

Von grasig bis blumig.

Vor allem bei schwarzem Tee spielt das Welken eine SchlĂŒsselrolle, es prĂ€gt aber auch das unverkennbare Aroma der anderen Teekategorien. Pu-Erh-Tee wird nur kurz gewelkt, GrĂŒntee mitunter gar nicht, was sich im Geschmack widerspiegelt. Denn wĂ€hrend des Welkens sinkt der Chlorophyllgehalt im Blatt, weshalb gilt: Je kĂŒrzer die Welkdauer, desto grĂŒnlicher das Aussehen und desto grasiger das Aroma. Werden die BlĂ€tter lĂ€nger gewelkt, verdunkelt sich die Tassenfarbe und die aromatischen Verbindungen werden intensiviert, sodass letztlich ein sĂŒĂŸer, blumiger Aufguss entsteht.

grasig bis blumig