Tea Time mit...Ariel Schiff.

„Jedes meiner Hotels hat eine eigene Seele."

Restaurant Bar

Mit seinen einzigartigen Boutiquehotels, stilvollen Szenebars und innovativen Gastronomiekonzepten setzt Ariel Schiff Trends lange, bevor sie in Deutschland als solche erkannt werden. Der Anspruch des Geschäftsführers der AMANO Hotelgruppe ist es, lebendige Orte zu schaffen, die begeistern. Dabei schreckt der kreative Visionär selbst vor schwierigen Bauprojekten nicht zurück.

Wir betreten einen Hinterhof in Berlin Mitte, in dem sich das Hotel AMO by AMANO befindet. Wer nun ein hoch in den Himmel aufragendes Gebäude vor seinem inneren Auge sieht, stehen, liegt falsch. Nichts als ein gläserner Pavillon ragt aus dem Boden - etwas größer als ein Iglu und ein exotischer Kontrast zu den für Berlin so typischen Altbauten ringsherum. Man könnte meinen, es handele sich um den Eingang zu einem Luxusparkhaus. Doch wir wissen es besser: Der Fahrstuhl in dem Pavillon führt uns zwar unter die Erde, doch dort erwartet uns etwas völlig anderes. Die Tür gleitet auf und wir sehen sie vor uns: die unterirdische Rezeption des Hotels AMO.

Way down weg go.

Das AMO ist seit 2019 Deutschlands erstes unterirdisches Hotel. Die Idee dazu stammt von Ariel Schiff, Hotelier des Jahres 2019: Gemeinsam mit seinen Architekten hat der Geschäftsführer der Hotelkette AMANO Group Rezeption, Bar und Frühstücksraum unter die Erde gebracht. „Der Grundriss war für ein Hotel nicht spannend genug”, sagt der kreative Gründer. Der Fakt, dass das Gebäude unter Denkmalschutz stand, verkomplizierte zwar das Problem, brachte Schiff aber auf eine einzigartige Lösung: „Wir haben einfach den großen Innenhof und eine riesige, unterirdische Hotelfläche geschaffen.” Obwohl so etwas nicht über Nacht geschieht, hatte Schiff trotzdem keine Zweifel an seiner Idee. Am Ende dauerte bis zur Umsetzung eineinhalb Jahre. „Ich liebe es, Unternehmer zu sein und die Freiheit zu haben, auch ungewöhnliche Dinge auszuprobieren. Wenn ich heute beobachte, wie die Gäste in den Glaskubus treten, die Treppen hinunterlaufen und mit großen Augen vor unserer Rezeption stehen, dann ist das sowohl für sie als auch für mich ein Erlebnis”, sagt Schiff.

Frauen redend vor einer Galerie
Hotel-Restaurant

Out of the Box.

Für innovative Einfälle wie diese ist der Hotelier in der Branche bestens bekannt. Orte zu schaffen, an denen das Erlebnis im Mittelpunkt steht — das ist das stetige Ziel von Schiff. Bei der Konzeption seiner Hotels, Szenebars und Trend-Restaurants geht der Berliner weit über den reinen Übernachtungs- und Gastronomiegedanken hinaus. Das fängt beim Bau seiner Hotels an und führt sich fort in edelsten Interior Designs. Sei es das minimalistisch kunstvoll eingerichtete AMANO East Side in Berlin, der modern-verspielte Interior-Stil im Hotel MIO in München oder das komfortable Hotel Düsseldorf Mitte, in dem sich dunkle Kontraste mit kupfernen Lichtelementen mischen: Jedes Haus hat einen unverkennbaren Look, fast jedes Hotel ist von einem anderen Innenarchitekten ausgestattet. „Es gibt zwar eine gewisse AMANO-DNA, aber ich möchte, dass jedes Hotel eine eigene Seele hat”, so der Hotelier.

„Spaß ist unser höchster Anspruch.“

Für Schiff solljedes Detail der AMANO Hotels absoluten Lifestyle vermitteln, ein eigener place to be sein. Ein Beispiel: die berühmten Hotelbars der AMANO Group. „Vor zehn Jahren galten Hotelbars noch als spießig und langweilig. Die Menschen gingen hin, weil sie nichts Besseres zu tun hatten. Ich wollte die Hotelbar zu einem Ort machen, der Spaß macht.” Mit der G&T Bar eröffnete er etwa Deutschlands erste Gin & Tonic-Bar. „Wir haben Gin zwar nicht erfunden, aber haben daraus etwas

Besonderes gemacht, indem wir als erste Bar passende Tonics zum Gin oder besondere Gin-Cocktails angeboten haben”, erzählt der Unternehmer. Heute servieren Berlins beste Bartender Drinks wie den Butterbean mit Limette, Honig, Beurre Noisette und filtrierter Milch oder Gin-Shots, die mit Tee aufgegossen werden. Nebenbei legen weltweit gefeierte DJs trendige Beats auf — etwa der New Yorker Stimulus, entdeckt von Musikproduzent Mark Ronson persönlich. „Spaß ist unser höchster Anspruch”, so Schiff. Die Faszination für revolutionäre Barkonzepte packte Schiff, als er das Hudson-Hotel in New York City, USA, besuchte. „Ich war so begeistert von dem Hotel: Die New Yorker standen Schlange bis um den Block herum und haben sich anstandslos ein Hotelzimmer genommen, um Einritt zur Bar zu erhalten”, erzählt Schiff begeistert. Hier holte er sich auch die Inspiration für seine Rooftop-Bars, die heute das Aushängeschild der AMANO Group sind: „Ich dachte mir, wenn das nicht genau ins junge, dynamische Berlin passt - wohin sonst?“ Der innovative Hotelier sollte Recht behalten: Regelmäßig genießen tausende Hotelgäste und Bewohner hier leckere Drinks mit Blick auf das Stadtpanorama. Übrigens: Die Idee für den eigenen Glaskubus kam ihm ebenfalls in New York City — er ließ sich dabei vom gläsernen Eingang eines Apple Stores im Central Park anregen.

Entrance of a hotel
tapas on a dining table

The proof of the pudding is in the eating.

Von seinen Reisen nach Tel Aviv stammen die Visionen für seine Hotelrestaurants MANI und JOSEPH. Mit ihnen hat Schiff kulinarische Hotspots geschaffen, die das Leben von Tel Aviv nach Berlin bringen. Die Partyreihe „lsramani: Drink & Dance” gehört hier zum absoluten Erfolgsrezept: „Die ist teilweise auf Monate ausgebucht", freut sich der Hotelier. „An normalen Abenden stehen Menschen, die sich untereinander nicht kennen, plötzlich auf und auf einmal tanzt das ganze Restaurant“, beschreibt Schiff. Kulinarisch ist er dem Trend voraus: „Vor einigen Jahren hat sich das Restaurantverhalten in Israel total verändert. Es kamen Junge, ambitionierte Köche auf den Markt, die die israelische Küche ganz modern interpretierten, mit vielen vegetarischen und veganen Gerichten. Das hat mir gefallen.“ Wieso also nicht einfach in Deutschland ausprobieren? Im JOSEPH wird heute Modem Israeli Cuisine serviert. Diese beinhaltet leckere Kreationen wie den Jerusalem Bagel oder gegrillte Merguez mit grünem Hummus. Alle drei Monate kommen neue Gerichte auf die Speisekarte. Für die Umsetzung des JOSEPHS holte sich Schiff mit dem Spitzenkoch Yossi Elad und den beiden Frankfurter Gastronomieprofis James und David Ardinast außergewöhnliche Unterstützung an Bord.

„Das Schlimmste ist, wenn wir nichts machen.“

Woher stammt Schiffs einzigartiges Gespür für Trends? „Fragen Sie meine Eltern”, sagt er lachend. Von ihnen habe er auch seine Affinität für lebendige Locations. Schiff, der im Club seiner Eltern in Südspanien großgeworden ist, gründete 2009 die AMANO Group In Berlin, zu der aktuell acht Hotels gehören. Zuvor war er in der Immobilienbranche tätig gewesen. Nicht anders von ihm zu erwarten, ergriff er über seinen alten Arbeitgeber prompt die Chance, zwei leerstehende Hotels zu übernehmen. „Den Draht zur Hotellerie habe ich nie verloren”, sagt der Geschäftsmann. Aber auch er weiß, dass nicht immer alles sofort gelingen kann. Obwohl er kein Fan von Stillstand ist, ist es ihm bewusst, dass es manchmal etwas mehr Geduld braucht. „Ich sage nur: Das Schlimmste ist, wenn wir nichts machen, wenn wir warten, wie die Sachen sich entwickeln oder auch nicht entwickeln”.

dining room

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